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Verena Lercher
Verena Lercher
Verena Lercher

Raum-klangkompositon in Buchform – immer 1.Auflage – für 1 Performer, 1 partitur und 1 mikrofon

Bedienungsanleitungen und Nutzungsbedingungen von online Foren, die unser Leben als Nutzer nahezu unbemerkt beeinflussen, prägen und bestimmen, wurden zu einem Buch gebunden und als „medialer Subtext“ klanglich in den Raum transportiert. Jede Seite beinhaltet partiturartige Handlungsanweisungen. Sie werden in große Stücke und lange Spalten gerissen, zerschnipselt, gegessen, angezündet und zu seltsamen Gebilden gefaltet. In der Folge tauchen wie in einem Roman die Charaktere verschiedene Gesten der Performerin immer wieder auf und entwickeln sich. Gleichzeitig wird ein Lied a cappella vorgetragen, das mit der Stimme und den Handlungen der Performerin eine archaische Verbindung eingeht. Klassische, theatrale Themen wie Wut, Trauer, Zerstörung, Liebe und Hoffnung evozieren, dabei aber immer seltsam alleine im Raum stehen.
Die gesamte Performance wird unbemerkt aufgezeichnet und am Ende abgespielt. Die jetzt stumm sitzende Performerin ist nur noch ein erinnertes Bewegtbild im Kopf, das seine Kontur durch die akustische Einspielung verliehen bekommt. Performence und live-Momente fließen in der Aufnahme zusammen, werden zu einem medial geformten und übersetzten Raum-Klangobjekt, das zwischen Erleben und Erinnerung, Präsenz und Absenz oszilliert. Wie ein Nachhall, aus einem überdimensionalen Erinnerungsspeicher wird das vorangegangene Geschehen rekapituliert und durch Mikrofon- und Lautsprecherfärbung medial verzerrt gespiegelt. Ohne Rücksicht auf die Intimität des eben Erlebten, spult der mediale Gedächtnisapparat den „live”-Moment ab und nutzt dazu den gleichen Raum, der somit entzaubert und emotional entladen wird. Auf dem Boden ein Haufen kleiner Papierreste.